Vitrinenausstellung
2. und 4. Obergeschoss
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Fußball-Promotion!
Nachdem am 9. Juni 2006 der erste weltmeisterliche Anpfiff ertönt
ist und der fußgesteuerte Ball zu rollen begonnen hat, bedürfen
noch zwei grundlegende Fragen rund um das runde Leder noch einer dringenden
Klärung:
- Braucht der Fußball promotion?
- Bietet der Fußball auch auf
akademischem Terrain die Möglichkeit
der Promotion?
Wir sind aus genanntem Anlass diesen Fragen mit der gebotenen Sorgfalt
nachgegangen und können nach eingehender Recherche erste und durchaus
erfreuliche Resultate liefern:![](Bild-10a.jpg)
Wie unsere historisch angelegte Untersuchung zu Frage 1 „Braucht
der Fußball promotion?“ ergab, lassen sich in Deutschland
bereits in den 1950er Jahren erste positive Ansätze zur fördernden
Werbung und Vermarktung des Fußballs erkennen. Trefflich zusammengefasst
findet man dies bereits in einem Beitrag in der Dokumentation zur Fußball-WM
1954 unter dem Titel „Es war nebenbei auch ein Geschäft“.
Seitdem ist promotion für den Fußball eine ständig
wachsende und zunehmend alle Lebens- und Seinswirklichkeiten erfassende
Strategie
geworden und erlebt nun 2006 ihren Kulminationspunkt: Nach
den klassischen Fußball(markt)feldern erfolgt Fußball-promotion nun
endlich auch in bisher als eher fußballrandständig angesehenen
Bereichen und leistet dort Pionierarbeit mit jeweils angepasster Methodik.
So zeigt
sich Fußball-promotion jetzt sublimiert als theologisch-philosophische
Betrachtung, als aufs Exempel gebrachte Gesellschaftsanalyse oder als
kunstgleiche Auratisierung von Objekt und Geschehen. Dabei erklimmt Fußball-promotion
mit erhabenem Duktus die Gipfel deutscher Feuilletons und findet mit
Fußball-Ausstellungen und -Vorträgen endlich auch offene Türen
in Kunst- und Akademietempeln, nachdem längstens alle Hör-
und (Fern-) Sehkanäle schon mit einschlägigen Features sintflutartig überspült
und der häusliche Alltag durch fußballerisches Kreativdesign
von der Fußmatte über das Essgeschirr bis hin zur Bettwäsche
durchgestylt sind. Beruhigt können wir also feststellen, promotion
für den Fußball findet sich inzwischen allerorten (und bis
zum Abwinken). Ein Reservat der Fußball-Ahnungslosen, ein weißes
Feld gibt es nicht mehr. Deutschland ist in diesem Punkt also bestens
vorbereitet für das Weltmeisterschaftsturnier.
Doch wie ist es um Fußball-promotion auf allerengstem akademischen
Terrain bestellt? Bedient Fußball-promotion sich hier auch der
dem universitären Biotop genuinen Form der promotion, also der akademischen
Promotion? Gibt es somit die klassische Dissertation über den Fußball,
und bedeutet hierbei die Promotion für den Autor zugleich promotion
für den Fußball? Wir haben uns diesem anspruchsvollen Fragenkomplex
rund um den Erwerb des Doktortitels mittels eines fußballerischen
Themas in gebotener Wissenschaftlichkeit genähert und zuerst eine
statistische Analyse hierzu vorgenommen. Eine kombinierte Suche nach „Fußball?“ (Rubrik
Titelworte) und „Dissertationen/Hochschulschriften“ (Rubrik
Sucheinschränkungen) ergab allein im Freiburger Online-Katalog bereits
93 Treffer, eine schöne erste Bestätigung somit, dass Fußball
auch als Grundlage zur Erlangung der Doktorwürde, zur akademischen
Promotion dienen kann. Inwieweit jedoch die Ergebnisse dieser Fußball-Promotionen immer auch Fußball-promotion implizieren, kann nur differenziert
beantwortet werden. Perspektivenwahl wie auch wissenschaftsbedingte kritische
Distanz zum Dissertationsthema können zur Fußball-promotion,
aber auch zur Fußball-Ernüchterung in Einzelbereichen führen,
auch wenn am Beginn einer Fußball-Promotion wohl immer ein Fußballbegeisterter
gestanden haben dürfte. Da aber Fußballbegeisterte letztlich
direkt oder indirekt die allerbeste promotion für den Fußball
sind, darf auch die Fußball-Promotion somit als Sonderform der
Fußballförderung gewürdigt werden.
An dieser Stelle sei noch ein kleiner Exkurs erlaubt: Die Verwendung
der maskulinen Sprachform in Bezug auf die Fußball-Promovierenden
steht – leider - durchaus zu Recht. Denn Damen haben zwar bekanntlich
zuletzt in Deutschland den besseren Fußball gespielt; als Autorinnen
im fußball-akademischen Bereich sind sie jedoch eher noch unterrepräsentiert,
eine gezielte Frauenförderung in diesem Bereich wäre daher
an dieser Stelle als Desiderat anzumahnen.
Den Besonderheiten und der Spannbreite akademisch weiterentwickelter
Fußballleidenschaft widmet sich nun eine Ausstellung der Universitätsbibliothek
Freiburg. Ausgewählte Bücher in den Vitrinen verdeutlichen
die unterschiedlichen Ansätze und Themen fußballbezogener
Forschung; begleitende Bildmaterialien liefern die Emotionen. Mit den
Produkten akademischer Promotion zur promotion in Sachen Fußball
ist die Ausstellung somit die „standes-“ und bestandsgemäße
Einladung der Bibliothek an alle Fußballbegeisterte, auch im universitären
Alltag Fußball und Fußballweltmeisterschaft nicht ganz aus
Kopf und Auge zu verlieren.
Kar 6/06
(Vergrößerung der Bilder durch Anklicken)
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